Mein Umweltthema für den Blog Action Day sind die
Biokraftstoffe. Warum? Weil - meiner Meinung nach - das ein wunderbares Beipiel für falsch verstandene Umweltfreundlichkeit ist.
Eigentlich möchte man meinen, Treibstoff aus Raps, Palmöl oder Soja sei eine feine Sache: die Rohstoffe wachsen nach, die co2-Bilanz ist wesentlich ausgeglichener als bei Erdölderivaten und die Schäden duch Erdölforderung und -verarbeitung werden komplett vermieden. Statt dessen ist die Treibstoffgrundlage jederzeit und überall verfügbar - man muß ja nur aufs Feld gehen. Klingt gut oder?
Das dachte ich auch sehr lange.... bis ich eines abends beim zappen bei einem Bericht hängen blieb, der die Kehrseite der Medaille beleuchtete - die Seite, die so gerne totgeschwiegen wird. Leider weiß ich nicht mehr, wo die Sendung lief oder wie sie hieß. Aber die Informationen an sich sind auch durch googeln leicht zu bekommen.
Was also ist das Problem?
Ganz einfach: wenn auf einmal mehr Biodiesel gebraucht wird, dann muß der ja auch irgendwo "angebaut" werden. Was also passiert: es werden riesige Felder mit Raps, Mais, Soja oder Ölpalmen angelegt. Wer kann sich noch an die Artenvielfalts-Debate aus den 80er Jahren erinnern? Da hat alle Welt gegen die riesigen Getreidefelder protestiert, weil dadurch die Artenvielfalt stark zurückgeht, die Böden auslaugen werden und mehr gedüngt werden muß. Wenn ich aber für 1kg Dieseläquivalent aus Raps alleine 9,66 qm Anbaufläche brauche, was passiert dann wohl? Genau. Inzwischen wird also der Regenwald nicht mehr für Kaffeeplantagen gerodet, sondern für Biotreibstoff-Felder. Irgendwie kontraproduktiv, oder?
Und dann will man ja aus möglichst wenig Rohstoff möglichst viel Treibstoff gewinnen. Also werden flugs die Planzen genetisch verbessert, immerhin sind sie dann ja nicht nur ertragreicher sondern auch schädlingsresistent und wetterhart. Aber hatten wir nicht eine Gen-Debatte? Wehrt sich die Umweltschutz-Fraktion nicht wehement gegen den Anbau genmanipulierter Planzen aus Angst vor der unkontrollierten Verbreitung? Ja richtig, da war ja was....
Und schließlich ist da noch die Sache mit dem Essen. Noch immer haben wir es nicht geschafft, die Menschheit tatsächlich zu ernähren. Da Europa aber bei weitem nicht genug landwirtschaftliche Fläche besitzt um sich auch mit Biotreibstoff zu versorgen, beginnt in der dritten Welt ein Konkurrenzkampf zwischen Lebensmittelanbau und demAnbau von "Treibstoff-Pflanzen" - und da mit Treibstoff definitiv mehr Geld zu verdienen ist, wird die Situation der Einheimischen nur verschlimmert. Statt die Sojabohnen zu einer leckeren Mahlzeit zu verarbeiten, werden sie verbrannt... da kann doch was nicht stimmen.
Was also tun?
Ganz ehrlich - ich glaube nicht, daß wir mit der aktuellen Motorentechnik eine Zukunft haben. Ein komplett neues Antriebssystem muß her. Wie das aussehen könnte weiß ich nicht, ich bin kein Techniker sondern Psychologin. Aber bis es eine Lösung gibt, werde ich einfach so wenig wie möglich das Auto nutzen. Da ich kein eigenes habe, stehe ich zum Glück auch nicht vor der Wahl, ob ich denn jetzt "bio" tanke, oder nicht.
Wer sich weiter informieren will, kann das unter anderem hier tun:
offener Brief von Biofuelwatch.org an die EU - auf englisch!
Homepage der EMPA mit Bericht zu einer Studie über Biokraftstoffe
die genannte EMPA-Studie beim Schweizer Bundesministerium
die Seite von Rettet den Regenwald e.V. mit Beiträgen zum Thema
Weitere Infos gibts natürlich auch, wenn ihr einfach mal das Internet danach durchsucht....